Bei UXMA arbeiten wir für und mit unseren Kunden an Projekten aus den unterschiedlichsten Themenfeldern des Bildungsbereiches. In dieser Konstellation lernen wir stets, unsere bestehenden Prozesse neu zu denken, zu verändern und zu optimieren. Carina Wente ist als Domain Lead bei UXMA für die Weiterentwicklung des Fachbereiches Design zuständig und arbeitet derzeit gemeinsam mit Learning Experience Curator Aliena Lill an einem Projekt im Hochschulkontext. Im nachfolgenden Interview berichtet sie von ihrem Blick auf kollaborative und co-kreative Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachdisziplinen. Um es vorwegzunehmen: Bildung ist für uns nicht nur ein Kundenthema.

Hallo Carina! Erzähl doch was kurz über dich. Welche Themen und Inhalte liegen dir besonders am Herzen? 
Ich bin als Kommunikationsdesignerin zu UXMA gekommen, die in keine Schublade passte, weil ich mehrere Disziplinen spannend fand. Inzwischen bin ich im UX/UI Bereich angekommen und definitiv richtig hier. Seit ein paar Jahren beschäftige ich mich mit ethischen Fragestellungen rund um die digitale Produktentwicklung, also wie wir als Gestalter*innen Produkte entwickeln, die nicht nur die Nutzer*innen und ihre Bedürfnisse in den Fokus stellen, sondern den Menschen im Ganzen respektieren. Mein Ziel ist es, Ethical Design als festen Bestandteil digitaler Produktentwicklungsprozesse zu etablieren. Wir – und damit meine ich alle, die hinter digitalen Produkten stehen, also auch Softwareentwicklung, Produktverantwortliche, Projektmanager*innen– sind verantwortlich, Technologien so zu konzipieren, dass sie nicht nur code-smart, sondern emotional intelligent sind, um eine nachhaltige und für uns gesunde Beziehung mit den Menschen zu ermöglichen. 

Welche Rolle spielt interdisziplinäres Arbeiten in deinem Alltag?
UXMA bedeutet Interdisziplinarität von Softwareentwicklung und Design. Wir leben den gemeinsamen konstruktiven Diskurs im Team und sehen es als absoluten Vorteil, Welten miteinander zu kombinieren, eine gemeinsame Sprache zu finden und sich verstehen zu lernen. In Co-Kreation lag schon immer unsere Kraft, die letzten Endes zu besseren Ergebnissen führt! Man kann sagen: Eins plus eins ergibt nicht zwei, sondern drei. Aus der Kollaboration zweier oder mehrerer verschiedener Perspektiven entsteht immer mehr als nur die Summe der einzelnen.  

Ist es das erste Mal, dass du mit der Disziplin der Sozialwissenschaft im Projektalltag/ in Kundenprojekten in Kontakt kommst? Wie nimmst du es wahr?
Wir haben kundenseitig mit diversen Fachlichkeiten zu tun - so auch in der Vergangenheit mit Personen aus den Sozialwissenschaften. Aber zum ersten Mal arbeite ich mit einer Pädagogin auf Unternehmensseite zusammen. Und natürlich verändert jede neue Perspektive immer den Prozess – so ist auch die Zusammenarbeit mit Aliena selbstverständlich anders als mit Personen, die aus dem mir bekannten Design- oder Softwarebereich kommen. Die Pädagogik bringt neue Methoden und theoretische Grundlagen mit, die die (Design-) Routinen unterbrechen, das Projektvorgehen ergänzen und Sichtweisen erweitern.  

Findest du man muss dieser neuen Perspektive aktiv Raum schaffen im Prozess?
Ja, auf jeden Fall. Man darf nicht davon ausgehen, dass sich die neue Perspektive einfach in das bestehende System einfügt. Es braucht die Bereitschaft, das Bestehende grundsätzlich zu hinterfragen und gemeinsam etwas ganz Neues zu schaffen. Es ist wichtig, offen zu sein, etablierte Prozesse ebenso wie bestehende Methodiken des Vorgehens zu verändern. Nur dadurch, dass man sich aktiv zurücknimmt und ein Stück zurücktritt, kann das funktionieren. Man muss eine bestimmte Haltung einnehmen und sich aufeinander einzulassen, sonst läuft man nur nebeneinanderher (das wäre dann wohl: eins plus eins = zwei) – aber so funktioniert es ja nicht. 

Pädagogik im Projektgeschäft

An welchen Stellen ruckelt es / gibt es Reibung? Wenn es bisher (noch) keine gab: An welchen Stellen könnte es dazu kommen, womit rechnest du?  
Wie gehst du damit um oder wie kommst du auf gemeinsame Lösungen?
Ich glaube, auch das ist eine Einstellungssache. Denn: Es könnte ja zu mehr Reibung kommen, je weniger ich bereit wäre, mich auf etwas einzulassen. Es kommt darauf an, wie man aufeinander zugeht und wie man sich in der Zusammenarbeit aufstellt; wie man über bestehende Prozesse spricht und ob man gemeinsam in der Lage ist, bestehendes zu hinterfragen und aufzubrechen. Je offener man ist, desto weniger Reibung würde es geben.  

Aber: an produktiver, guter Reibung – also an positiven Spannungen – können wir beide wachsen – über unsere eigene Disziplin hinaus. Durch den Diskurs können wir zu etwas Neuem kommen! Das gilt es aber auch auszuhalten – oder lernen, es auszuhalten und damit umzugehen. Beispielsweise durch Kommunikation und Transparenz.  

Wie baut man Brücken zwischen Disziplinen?
Dazu braucht es aber meiner Meinung nach auf jeden Fall Diskursbereitschaft, Mut und Offenheit. Ohne das geht es nicht. Aber wenn man sich traut, entstehen ganz neue Gedanken, tolle und interessante Gesprächsinhalte und Projektergebnisse. 

Braucht es dafür künstlich erzeugte Formate, um das zu üben und zu trainieren – oder hat man’s oder hat man’s nicht?
Ich denke schon, dass man das entwickeln kann. Entweder durch das aktive und eigene Erleben oder das bewusste Aufzeigen und Vorleben. Dadurch etabliert es sich. Besonders, wenn man etwas zum ersten Mal macht – wie wir beide jetzt in diesem Vorgehen, Design und Pädagogik in einem Prozess zusammen zu erleben. Manchmal kann man dafür vorher auch kein künstliches Format finden, weil die Erkenntnisse erst durch die realen Momente generiert werden. Man muss es einfach einmal machen.  

Was sind deine Learnings aus der Zusammenarbeit?
Wir unterscheiden uns gar nicht so stark in unserem Prozess und der Vorgehensweise – natürlich ist die Pädagogik ein Stück weit reflektierter, aber Reflektion ist auch ein unheimlich relevanter Teil des agilen  Designprozesses. Also: es gibt viele Überschneidungen, nur manches ist mehr oder weniger ausgeprägt in der einen wie der anderen Disziplin. Besonders im UX-Design mit seiner erlebnis- und menschzentrierten Perspektive und der Frage: „Was braucht der Mensch/ der Nutzer oder die Nutzerin?“ stellt man ja ähnliche Fragen wie die Sozialwissenschaft in ihren Prozessen. 

Und das ist schön, denn: Wir können die Deckungsgleichheit nutzen, die wir haben und dort potenzieren, wo sich Unterschiede finden lassen/ wo Dinge unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Und was ich des Weiteren merke: Es ist wertvoll, was wir hier machen; die Pädagogik ist wertvoll. Es ist auf jeden Fall konstruktiv und gewinnbringend, für mich persönlich, für uns beide, für UXMA und für unsere Kund*innen. Das Learning bis hierhin ist auf jeden Fall schon eine Bestätigung des fachlichen und interdisziplinären Neulands, das wir hier betreten.   

Aliena Lill
Aliena Lill ist als Learning Experience Curator bei UXMA tätig und ergänzt unsere Services mit (medien-) pädagogischer Expertise. Ihr Fokus liegt auf Produkten und Prozessen im digitalen Bildungssektor.
UXMA in der Wissensfabrik 

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